Mittwoch, 6. Mai 2009

Aufräumen

Wenn ich, als potenzieller Leser, diesen Titel sähe, wäre das schon ein herber Rückschlag für meine Leselust. Aufräumen ist wahrscheinlich eine der langweiligsten Thematiken überhaupt. Aber ob man es glaubt oder nicht, bei mir zumindest kann Aufräumen große Gefühle entfachen.

Was die Ordnung und Sauberkeit meines Zimmers anbetrifft bin ich Phlegmatiker. Neben meiner generellen Faulheit gegenüber Dingen, die mir nicht unmittelbar weiterhelfen, ist der Hauptgrund für mein Verhalten die Ansicht, dass ich mit dieser Unordnung ja niemanden belästige, außer mich selbst.

Manchmal aber ist ein Punkt erreicht, an dem selbst ich keinen Ausweg mehr sehe. Hilfreich für das Vorhaben des Aufräumens ist es dann, wenn ich einen sogenannten Aufräumlusterguss bekomme. Dann ist das Aufräumen nämlich gar keine langweilige Qual mehr, sondern ein erfüllendes Bad in Glücksgefühlen. Grundlage für solch einen Aufräumlusterguss muss eine mehrmonatige Abstinenz eines solchen sein. Nur so kann ich genügend Aufräumlustergussenergie gesammelt haben, um diese für einen erfolgreichen Erguss zu verwenden.

Neulich hatte ich wieder einen.

Erstes Symptom war die plötzliche Ansicht, dass zum Beispiel ein aufgeräumter Schreibtisch das allgemeine Arbeitsklima immens steigern könne. Um für meine Abiprüfungen zu lernen bräuchte ich schließlich Platz. Die ganzen Ordner, Zettel und Bücher mussten ergonomisch und politisch korrekt um den Computerbildschirm angerichtet werden.

Also weg mit den leeren Wasserflaschen, den vollgekrümelten Tellern und den ineinander gesteckten und gestapelten Joghurtbechern. Und auch mal feucht über den Tischen gehen und sämtlichen Unrat, wie Verpackungen und Kartons, dem Mülleimer übergeben. Da war der Erguss. Uoaaahh.

Nach drei Treppengängen und mein Meisterwerk anstarrend fühlte ich mich wie ein Ironmangewinner kurz nach dem Zieleinlauf. Erschöpft, aber glücklich. Nachdem das nun geschafft war, konnte ich ja sofort damit beginnen mir die Synthese von Phenolphthalein noch mal anzugucken.

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